Erste Anlaufstelle: Die Seniorenbeauftragte Dagmar Osterwald
18
05
2010
Frau Osterwald - Sozialpädagogin und Seniorenberaterin in Metzingen, Baden-Würtemberg - hat eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Leben im Unruhestand“ veranstaltet. Es ging dabei um: „Lebensträume kennen kein Alter“, Leben mit Demenz, Sicherheit im Alter (Sturzvermeidung, Verkehrsteilnahme) sowie Beruf und Alter/ Seniorexpertendienst
Was kann eine Seniorenberaterin leisten?
Eine Seniorenberaterin ist normalerweise eine Art Lotse im Dschungel, die im Blick hat, was sich gerade entwickelt. Ich hatte früher ein Cartoon mit diesem Bild „Lotse im Dschungel“ an der Tür hängen. Denn häufig wissen die Menschen gar nicht, was es an Diensten, Hilfestellungen und Angeboten gibt. Das Spektrum ist weit: Es gibt den großen Bereich Wohnen im Alter in seinen verschiedenen Formen, es gibt das Problem Demenz (2014: 1,4 Millionen Demenzkranke), und es gibt sehr viele Fragen von Seiten der pflegenden Angehörigen.
Was ist die größte Sorge von pflegenden Angehörigen?
Das größte Problem ist die Belastung. Es geht nicht nur um die körperliche Anstrengung, sondern auch um die psychische. Dazu kommt der MORALISCHE Druck. In der Umgebung heißt es dann: Das ist doch deine Mutter, da darfst du doch nicht an dich oder deine Familie denken! Oder man denkt es natürlich selbst und setzt sich unter Druck. Oft habe ich auch gehört, ich habe meiner Mutter doch versprochen, dass sie nie ins Pflegeheim muss! Spätestens wenn der Ehemann sagt, bist du denn nun mit mir verheiratet oder mit deiner Mutter, ist etwas falsch gelaufen. Der moralische Druck von außen vermischt sich häufig mit eigenen Schuldgefühlen. Hilfreich kann dann ein Gespräch hier in der Beratungsstelle oder ein Gesprächskreis, also eine Selbsthilfegruppe sein, um den Druck von den Angehörigen zu nehmen.
Was ist das größte Problem der Kommunen in der Größe von Metzingen (22. 000 Einwohner)?
Es fehlt an altersgerechtem, das heißt barrierefreiem Wohnraum. Aber auch eine Familie mit kleinen Kindern freut sich, wenn alles barrierefrei ist. In größeren Kommunen gibt es oft Wohnungsbaugesellschaften, da ist das Umdenken in der Regel leichter umzusetzen als in kleineren. Im benachbarten – größeren - Reutlingen gibt es zum Beispiel eine Wohnungsbaugenossenschaft, die zusammen mit der städtischen Altenhilfefachberatung Umbauten durchdenkt. Da entsteht auch gerade eine „Ideenwerkstatt Wohnberatung“, bei der Menschen zusammen überlegen, wie Beratung zum Thema „barrierefrei Wohnen“ in die Hand genommen werden kann. Es fehlt überall an Geld, und es ist schwierig, von außen Einfluss zu nehmen. Aber man muss in Zukunft Maßnahmen starten, damit es selbstverständlich wird, dass barrierefrei modernisiert wird. Es muss die Sensibilität für dieses Thema geweckt werden, bei der Privatwirtschaft fehlt es daran noch sehr. Gerade weil das Geld knapp ist, muss man neue Ideen entwickeln – und die gibt es! Für mich geht es immer darum, dass sich die richtigen Leute zusammenfinden, gemeinsam Ideen austauschen und entwickeln und sich vernetzen. Das gehört auch zu meiner Arbeit: herauszufinden, wer aufgeschlossen für neue Wege ist.
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