Wohnen im Alter
Susanne Tyll, Expertin für "Wohnen im Alter" und Wohnprojektberaterin aus Krefeld, hat schon manchem Projekt zum Erfolg verholfen und ist von Nordrhein-Westfalen aus in ganz Deutschland tätig.
Hier antwortet sie zu drei grundsätzlichen Fragen.
Wann muss man sich spätestens Gedanken machen, wenn man sein Alter in den eigenen vier Wänden verbringen will?
Sofort! Es sei denn, man zieht gerne und öfter mal um! Wer nicht so gerne umzieht und lieber in seiner derzeitigen Wohnung bleiben möchte, sollte prüfen, ob sie
geeignet ist, um dort wohnen bleiben zu können. Zu klären ist, ob und wie die Wohnung angepasst werden kann, welche Ausstattungsänderungen, Hilfsmitteleinsätze und baulichen Maßnahmen möglich sind. Dabei ist sowohl nicht nur die Wohnung selbst zu prüfen sondern auch deren Erreichbarkeit vom Bürgersteig bzw. der Straße aus.
Wichtig ist auch die Frage der Lage der Wohnung. Dabei gibt es individuell unterschiedliche Bedürfnisse. Gut ist eine möglichst zentrale Lage mit guter Anbindung. Die persönlich wichtige Infrastruktur sollte gut zu erreichen sein. Dazu zählen u.a.Geschäfte, Ärzte, Post, Bank, Cafe, Kiosk und auch Grünflächen in der Nähe.
Und wenn es um den Umzug in ein gemeinschaftliches Wohnen geht, natürlich auch sofort, weil zu klären ist:
Wo soll es sein? Was gibt es schon? Muss das Haus erst gebaut werden? Wie viel Geld steht mir zur Verfügung? Mit wem möchte ich zusammenwohnen? Welche Erwartungen habe ich? Welche Erwartungen gibt es an mich?
Wo kann ich mir Rat holen?
Bei allen Wohnberatungsstellen, die zu allen Fragen des Wohnens im Alter kostenlos und unabhängig beraten. Bundesweit gibt es 250 Wohnberatungsstellen, davon mehr als 100 in NRW. In NRW findet man die Liste der Beratungsstellen auf der Seite der LAG Wohnberatung NRW unter www.wohnberatungsstellen.de und viele Informationen zur Wohnberatung auf der Internetseite der Wohnberatung Dortmund beim Kreuzviertel-Verein, der ältesten Wohnberatungsstelle Deutschlands unterwww.kreuzviertel-verein.de. Die Adressen außerhalb von NRW stehen unter www.bag-wohnungsanpassung.de.
Was ist zur Zeit (immer noch) das größte Problem?
Die Barrieren in den Köpfen, weil viele Menschen sich zwar theoretisch mit dem Thema auseinandersetzen, aber praktisch häufig erst, wenn sie ein absolut unübersehbares Problem mit dem Zurechtkommen zuhause haben.
Und dann gibt es noch die Barrieren in den Köpfen der Vermieter, die als Hausbesitzer auch eine große gesellschaftliche Verantwortung haben, ihre Wohnungen an die Bedürfnisse der Mieterinnen und Mieter anzupassen. Aktuell entfallen ungefähr 1,43 Mio. der ca. 2,5 Mio. Wohnungen, die altersgerecht angepasst werden müssten, auf Mieterhaushalte; 1,05 Mio. Wohnungen werden von Eigentümern selbst genutzt.
Die meisten Menschen wollen in ihren eignen Wohnungen älter werden. 93% der Menschen über 65 Jahre leben in einer normalen Wohnung, aber nur maximal 5% der Wohnungsbestände sind barrierearm oder barrierefrei ausgestattet.
Und älter werden wir doch hoffentlich alle mal!
Zum Weiterlesen siehe "Lebensträume kennen kein Alter", "Die Dreierbande" und "Von Menschen und Nachbarschaften."
Kontakt zu Susanne Tyll, Beratung-Fortbildung-Projektentwicklung:
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